Erst guckten Passanten und
Besucher des Splenterkottens am Mittwochnachmittag erstaunt, dann
schmunzelten sie, teils schadenfroh-mitleidig, teils amüsiert: Die
in einem Mullbindenkostüm
steckende Gestalt, die zu
dem noch mit Ketchup beschmiert war und verzweifelt versuchte, den
Elter Dorfplatz mittels doch recht ungeeigneter Gerätschaften zu
säubern, war vielen nicht unbekannt.
Elteraner Matthias
Schnellenberg feierte am 2. Weihnachtstag
seinen 30. Geburtstag. Und da er zwar in festen Händen ist,
sich bisher jedoch noch nicht entschließen konnte, seine Freundin
Isabel zu ehelichen, kam er in den Genuss eines alten Brauches: dem
„Fegen“.
Seine Freunde gaben sich
dabei alle Mühe, ihn das traditionelle ...
... Ritual voll auskosten zu
lassen. Überliefert sind zwei Varianten, warum ein an seinem
Geburtstag unverheirateteter Man fegen muss: In einer heißt es, er
müsse beweisen, dass er in einer Ehe gewillt und fähig sei, im
Haushalt seine Pflichten mit zu übernehmen. Andererseits soll das
Spektakel auf den Volksglauben zurückgehen, dass Menschen, die sich
nicht an der Fortpflanzung beteiligt haben, nach dem Tod an einen
fiesen Ort verbannt würden, wo sie überflüssige Arbeit machen
müssten.
Dass „Matze“ in seinem
Kostüm aus Mullbinden, Pflaster, Transfusionsschlauch und sogar
einer Schleudertrauma Nackenstütze beim Fegen ganz schön ins
Schwitzen geriet, lag wohl eher daran, dass er selbst sich über
Jahre im Freundeskreis einiges hatte einfallen lassen, wenn die
unverheirateten Kumpels ihren 30. Geburtstag feierten und diese sich
jetzt mit Wonne revanchierten. So bekam der Ingenieur, zum fegen,
einen mit zwei Gelenken sehr flexibel-schlabbrigen Besen in die Hand
gedrückt, und dank einer unpraktischen Armschiene gestaltete sich
das als ausgesprochen schwierig.
„Das ungewöhnliche
Outfit hat er seinem Partyleben zu verdanken“, berichtet seine
Freundin Isabel und fährt lachend fort: „Nach jeder Zechtour
kommt er mit irgendwelchen Blessuren nach Hause.“ Meist ziert ein
hübscher blauer Bluterguss das Gesicht des jungen Mannes. Aber auch
Reste von Stacheldraht, Mauern und Wänden wurden an der Kleidung des
jungen Mannes schon gefunden.
Erlöst werden kann der Geplagte bekanntlich nur durch den Kuss einer Jungfrau – und die war in Elte am 2. Weihnachtstag gar nicht so einfach aufzutreiben. Nach mehreren gescheiterten Überredungsversuchen, gelang es dem erschöpften Junggesellen nach über einer Stunde endlich mittels eines Bestechungsversuchs eines Schwesternduos aus Bevergern, die eigentlich nur mit ihrer Familie im „Kotten“hatten zu Mittag essen wollen, zu einem Küsschen zu überreden. „Wir haben ihn aber nur geküsst, weil er keinen Bart und keinen Bauch hat“, verriet das Duo lachend nach dem Kuss. Schnellenberg selbst war besonders stolz darauf das es ihm gelungen war gleich von zwei Mädels freigeküsst zu werden: „Das hat vor mir noch keiner geschafft!“ krk
Quelle: Münstersche Zeitung
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