„Hygienebehälter
geben Männern die Chance, wieder am Leben teilzunehmen", sagt
Ludger Schnorrenberg Vorsitzender der Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe
Rheine. Er freut sich darüber das diese Behältnisse jetzt auch
endlich auf Herrentoiletten selbstverständlich werden.
Denn
anders als in Damentoiletten sind Hygienebehälter in Herrentoiletten
bisher Mangelware. Dabei leiden laut des Bundesverbands Prostatakrebs
Selbsthilfe e.V. (BPS) mehr als vier Millionen Männer an
Harninkontinenz und sind daher oft auf Vorlagen angewiesen. „Leider
ist Inkontinenz immer noch eines der großen Tabuthemen unserer
Gesellschaft“ sagt Schnorrenberg. Unter dem Motto „Was nicht
sein darf, gibt es auch nicht“ gälte das besonders für Männer,
die so etwas Unangenehmes gerne verdrängen und verschweigen.
Schnorrenberg
habe vor
etwa sechs Jahren angefangen sich mit dem Thema
Hygienebehälter für Männer auseinander zu setzten. So richtig ins
Rollen sei das vom Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V.
angeschobene Projekt „ Hygienebehälter in Herrentoiletten“,
dessen Leiter er inzwischen ist, aber erst im Jahr 2010 gekommen, als
er einen Anruf einer Frau erhielt, die sich darüber beschwerte, dass
ihr Mann aufgrund seiner Inkontinenz nicht mehr mit in die gemütliche
Kneipe um die Ecke gehen könne. „So geht es leider vielen
Betroffenen, sie scheuen sich wegzugehen, weder auf Familienfeiern,
Hochzeiten oder auch nur auf die Kirmes, weil sie immer im Hinterkopf
haben: wohin mit der Vorlage, wenn diese feucht ist“, berichtet der
engagierte Rentner. Unterstützung genießt er auch durch seinen
Kollegen in Bayern , Oskar Blum dem Leiter der Prostatakrebs-
Selbsthilfegruppe in Landshut, der sich vor allen Dingen um den Raum
südlich des Mains kümmert.
Gemeinsam
mit dem Deutschen Hotel und Gaststättenverband Westfalen (DEHOGA)
und dem Bundesverband der DEHOGA versuchte Schnorrenberg nun Behälter
auf jeder Herrentoiletten zu etablieren, damit die Entsorgung der
Vorlagen diskret erfolgen kann. „Mir war von Anfang an klar das man
so etwas aber vor allen Dingen über eine gesetzliche Basis regeln
kann und muss . “
Unterstützung
bekam er dabei erfreulicherweise vor allem von dem
gesundheitspolitischen Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion dem
Bundestagsabgeordneten Jens Spahn. Dieser schrieb in Eigeninitiative
alle 16 Bundesländer an, um sie auf die Problematik der Behälter
hinzuweisen. Alle meldeten sich innerhalb kürzester Zeit zurück,
einige machten sogar gleich Vorschläge wie man das Problem versuchen
könne anzugehen und zu beseitigen.
Dann
kam Ludger Schnorrenberg auf die Idee eines Beschlusses der
Arbeitsstättenregel „Sanitärräume“ durch den ASTA und das
bundesweit.
„Diese
Idee trägt nun Früchte“, freut sich Schnorrenberg und fährt
fort: „Der Beschluss steht nun seit August und die offizielle
Bekanntgabe der Regel erfolgt im Gemeinsamen Ministerialblatt durch
das Bundesministerium für Arbeit und Soziales.“ Nun seien die
Gaststätten, Hotels und Betriebe gefordert diesen Beschluss auch
umzusetzen.
Toilettenfrau
Monika Wunsch die viele Rheiner Events, wie die Kirmes, die
Stadtparkparty und auch das Ems-Festival, betreut sagt zu diesem
Beschluss: „Ein Abfalleimer auf dem Männerklo war und ist für
mich schon immer Standard.“ Und schaut man sich auf ihrem
Toilettenwagen weiter um, ist man erstaunt was man hier alles an
Serviceleistung findet. Auf der Ablage gibt es Haarspray und viele
verschiedene Deos, drei unterschiedlich duftende Seifen stehen am
Waschbecken und auf Anfrage gibt es sogar Mascara, Lippenstift und
Damenhygieneprodukte. „Ich habe auch Einlagen für Männer dabei
aber die trauen sich wohl nicht zu fragen.“ Deshalb deponiere sie
diese einfach ebenfalls auf dem Herrenklo. „Meine Kunden sollen
sich bei mir so wohl fühlen als wären sie bei sich zuhause“, so
die gebürtige Lohnerin. Sie will sich jetzt sogar darum kümmern den
Toilettenwagen mit einem Aufkleber des Projekts von Ludger
Schnorrenberg auszustatten und ist auch gerne bereit
Informationsmaterial auszulegen.
Schnorrenberg
freut sich über solches Engagement und hofft das sich das
Bewusstsein der Öffentlichkeit in dieser Hinsicht ebenfalls
verändert. Auch weist er auf frühzeitige Vorsorgeuntersuchungen
hin, die Männern ab dem 45. Lebensjahr gesetzlich zustehen, damit es
gar nicht erst zu einer möglichen Inkontinenz komme. „Das Thema
ist einfach ein schwieriges Feld“, sagt er. Doch die bundesweit
über 260 Prostatakrebs - Selbsthilfegruppen im Bundesverband gäben
Grund zur Hoffnung das sich auch hier etwas im Bewusstsein der
Menschen verändern werde.
Weitere
Informationen gibt es unter www.hygienebehaelter-herrentoiletten.de,
www.prostatakrebs-bps.de
und unter www.prostata-selbsthilfe-rheine.de
.
Quelle: Münsterländische Volkszeitung
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