Mittwoch, 16. Oktober 2013

Günther Ulrichs "Mya"


Eigentlich entwickelte Günther Ulrich Software, bereitete Mathematik Klassenarbeiten vor oder schießt als Elter Schützenkönig den Vogel von der Stange - aber der ehemalige Gymnasiallehrer und Informatiker hat ein weit ausgefalleneres Hobby: Er baut Schiffsmodelle nach. Jetzt hat er die Mya fertiggestellt - ein deutscher Forschungskatamaran des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung und ließ sie vom Kapitän der Original Mya, Alfred Resch, eigenhändig taufen.

Sein Gesicht strahlt, seine Freude geht mehr und mehr in Stolz über. Ulrich ist geradezu begeistert. Die Augen funkeln, wenn es um
den in Niendorf (Ostsee) gebauten Katamaran oder um dessen Forschungsarbeit geht. Schon lange ist er mit ganzem Herzen bei der Sache - seiner Mya. Jedoch kam nicht nur die viele berufliche Arbeit sondern auch die Geburt seines Sohnes dazwischen und so musste der Bau erst einmal auf Eis gelegt werden. Und zwar genau 30 Jahre!
Inzwischen bin ich Rentner und mein Sohn ist erwachsen, jetzt kann mich voll und ganz meinem Hobby widmen“, freut sich der Elteraner. Vor drei Jahren habe er die Arbeit an seiner Mya wieder aufgenommen und jetzt sei sie fast fertig. 
 
Ein Blick auf das Schiffsmodell offenbart genaue Details. Da liegen kleine schwarze Gummimatten auf dem Deck, das Heck ist mit drei Davids sowie einem Heckgalgen ausgestattet und im Führerhaus steht der Kapitän hinterm Steuerrad. „Es sind die kleinen Details und Besonderheiten, die das Modell vom fertigen Bausatz unterscheiden“, erklärt Günther Ulrich stolz. 
Wasser und Schiffe haben mich schon als Kind angezogen“, erinnert er sich. Aber auf die Idee selber Schiffe zu bauen sei er erst mit 19 Jahren gekommen als er auf einem Emsseitenkanal Modellbauer mit deren Schiffen gesehen habe. „Ich war sofort fasziniert und habe mich der losen Interessengemeinschaft angeschlossen“, berichtet er. Das daraus der Schiffsmodellbauclubs Rheine entstehen sollte und er dabei im Vorstand tätig sein würde, ahnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Auf dem Weg in seine„Werft“ muss man Kopf und Bauch ein wenig einziehen, überall liegen Holzlatten und andere Materialien herum - besonders auffällig dabei ist eine bereits angefangene Konstruktion eines riesigen Leuchtturms. „Mein nächstes Projekt“, schmunzelt Ulrich und fährt fort: „der bekommt noch ein Leuchtsignal und steht demnächst in unseren Garten.“


In seiner Werkstatt hingegen ist es hell und aufgeräumt. In der rechten Ecke steht eine Tauchsäge, überall hängen Baupläne, auf der Werkbank liegen Schleifpapier, Materialien und Feinwerkzeuge. Günter Ulrich besitzt durch seinen Beruf als Mathematik – und Physiklehrer und Informatiker viele Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ihm beim Modellbau zugute kommen. Und da nimmt er es ganz genau. Detailtreue ist oberstes Gebot und millimetergenaues Arbeiten eine Selbstverständlichkeit. Da wundert es nicht, dass er sogar Zahnarztwerkzeuge in seinen Schubkästen liegen hat und im Wohnzimmerschrank meterweise Fach- und Sachbücher in den Regalen stehen.
Metall, Holz und Kunststoff sind seine bevorzugten Materialien und alles, was sich so findet. Da werden Zahnräder aus Uhren und Weckern schon mal zu Getrieben oder Ankerwinden und einfacher Draht mutiert zur Reling. „Ein Modellbauer kann alles gebrauchen und wirft nichts weg“, erklärt der 66-Jährige. Viele Stunden habe er in seinem Hobbyraum verbracht, viele Materialien verbaut und dabei wird deutlich, das sein Hobby nicht gerade preiswert ist. „Über das Geld darf man nicht nachdenken, es ist eben ein Hobby “, erklärt er. Außerdem sei es schwierig, einen Kostenrahmen festzulegen, denn nach oben hin seien eben keine Grenzen gesetzt. Zwischendurch gäbe es auch mal Rückschläge, wenn eine der Konstruktionen nicht halte oder er kein passendes Material fände, dann so Ulrich „müsse man einfach die nötigen Ideen entwickeln.“


Dann gibt es da den Moment, den Ulrich sein Leben lang sicher nicht vergessen wird. Zusammen mit seiner Frau sei er nach Sylt gefahren, habe sich dort mit dem Kapitän der Orginal Mya, Alfred Resch getroffen und sei mit ihm nach Römö (Dänemark) gefahren um dort „seine Mya“ auf der Original Mya taufen zu lassen. Das ging natürlich nicht mit dem kräftigen Schlag einer Sektflasche – das hätte wohl schon vor der anschließenden Jungfernfahrt den sicheren Untergang bedeutet. Stattdessen wünschten Kapitän Rech und dessen Bootsmann Kai von Böning mit einigen guten Tropfen Mineralwassers dem Modellschiff allzeit eine Hand voll Wasser unter dem Kiel.
Ich glaube das hat es noch nie gegeben, das der „Originalkapitän“ das „Originalmodellschiff“ auf dem „Originalschiff“ tauft“, sagt Günther Ulrich mit schimmernden Augen.



Der Rheiner Schiffsmodellbauclub veranstaltet am Samstag 26. Oktober von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag 27. Oktober von 10 bis 17 Uhr eine Schiffsmodellausstellung
in der Gaststätte „Jägerkrug“ in Rodde. Nach ersten Schätzungen werden ca. 60 -70 Modelle, darunter auch die Mya, zu sehen sein.
Kapitän Alfred Resch ist ganz gerührt über den Nachbau „seiner“ Mya.

Zur Schiffstaufe gab es für Kapitän Alfred Resch und Günther Ulrich ein Schlückchen Sekt für Mya einige Spritzer Selters.




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