1960 war der damalige Tischlergeselle auf der
Walz und machte im Kolpinghaus in Köln Station. Dort wollte er seine Meisterprüfung ablegen und direkt danach ins Ausland gehen. „Ich wollte nach Schweden das war auch alles schon arrangiert ich musste nur noch meine Prüfung abwarten und dann konnte es losgehen“, berichtet der Elteraner. Sein Zimmergenosse Walter, ein Schlossergeselle aus Wallenhorst, war es der ihm eines Tages seine Schwester Bärbel vorstellen wollte. Doch Heinz-Josef war ehrgeizig und wollte lieber für seine Prüfung lernen. Also saß er brav in seinem Zimmer und büffelte, bis auf mal ein Pfiff zu hören war. Er öffnete daraufhin das Fenster und sah Walter, der an seinem Arm eine hübsche junge Frau hielt. Als diese ihm zuwinkte bekam er bereits ganz wackelige Knie. Heinz Josef ließ seine Bücher links liegen und stürmte aus dem Haus. Und als Walter ihm nun seine Schwester Bärbel persönlich vorstellte und diese „dem schmucken Kerl“ daraufhin die Hand gab und ihn mit „Hallo Heijo“ begrüßte, war es endgültig um ihn geschehen. „Die oder Keine“, das war mir in diesem Moment mehr als klar“, erinnert er sich noch ganz genau. Dem schlesischen Flüchtlingsmädchen Bärbel ging es ganz ähnlich, auch sie hatte direkt Schmetterlinge im Bauch. „Für mich war es die Liebe auf den ersten Blick“, sagt die heute 75-Jährige.
Der Elteraner absolvierte die Meisterprüfung, mit seinen gerade einmal 22 Jahren, und war damit der jüngste Meister im Kölner Kammerbezirk. So jung das er noch nicht einmal die Meisterurkunde ausgehändigt bekam. Diese musste er sich ein Jahr später abholen. Nach Ende der Wanderzeit, im März 1961, gründete Heijo Sendker mit Hilfe seiner Eltern in Elte eine kleine Tischlerei und im Juni 1962 folgte dann die Verlobung mit seiner Bärbel. 1964 wurde dann endlich geheiratet und Bärbel zog nach Elte. Dort übernahm die gelernte Industriekauffrau die Buchführung der Tischlerei. Es folgte die Geburt der Töchter Rita (49), Doris (47) und Sohn Rainer (45).
Ende der 60er Jahre erweiterte Heijo die Tischlerei und baute ab da fast nur noch Rollladen und Jalousien. Das Geschäft expandierte so sehr, das er zwei Gesellen und einen Verkäufer einstellen konnte. 1973 stand dann der Hausbau an. „Mit den drei Kindern brauchten wir einfach mehr Platz“, sagt Bärbel Sendker. Das bedeutete gerade für sie noch mehr Arbeit. Schließlich kam zu der Buchführung der Tischlerei und der Versorgung der Kinder, des Haushalts und des großen Gartens nun auch noch die Vermietung der alten Wohnung in Heijos Elternhaus dazu. 2004 übergab der Pensionär seinen Betrieb an seinen Sohn Rainer, steht ihm aber auch heute noch gerne mit Rat und Tat zur Verfügung.
Wenn zwei Menschen so lange miteinander verheiratet sind, dann ergibt sich die Frage nach ihrem Rezept. Bärbel Sendker braucht nicht lange zu überlegen. „Gegenseitige Rücksichtnahme und Achtung sowie Toleranz“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Und ihr Mann ergänzt: „Das Lachen darf man nicht vergessen und auch ein bisschen Liebe ist wichtig“, und strahlt seine Frau dabei an.
Eine besondere Überraschung für die Gäste die zur Feier ihrer goldenen Hochzeit kommen, ist sicherlich der Dankgottesdienst in der St. Ludgeruskirche in Elte, in der damals auch die Trauung stattfand. Kommen doch die gleichen Messdiener zum Altardienst wie damals vor fünfzig Jahren, sogar das Blumenmädchen hat wieder zugesagt. „So was hats in Elte noch nicht gegeben, dass ein halbes Jahrhundert später die „Buben von damals“ wieder ministrieren“, sagt Heinz-Josef Sendker stolz.
Drei Kinder und vier Enkel gratulieren zur goldenen Hochzeit, genauso wie auf diesem Wege die MV.
Quelle: Münsterländische Volkszeitung
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