Dialogroman von Elke Heidenreich und Bernd Schroeder „Alte Liebe“ vor. Über 100 Zuhörer verfolgten in der Gaststätte „Zum Splenterkotten“ den gemeinsamen Weg von „Lore“, der leidenschaftlichen Bibliothekarin, und ihrem Ehemann „Harry“, der als Rentner dem Garten mehr Aufmerksamkeit schenkt als seiner Frau. Dazu genoss das Publikum ein Glas Sekt und kulinarische Köstlichkeiten, aus der Küche von Markus Wältring dem Koch und Besitzer des „Splenterkottens“.
Hollmann und Eckels schlüpften in die Rolle des Alt-68er-Ehepaars, lasen umwerfende Dialoge, in denen sich eine ganze Generation wiedererkennen kann und nahmen ganz unspektakulär, dafür aber sehr authentisch und wunderbar akzentuiert, die Hörer mit in das Leben von Lore und Harry.
Diese sind seit 40 Jahren miteinander verheiratet und viele Ideale, die sie mit in ihr Leben genommen hatten, haben in den vergangenen Jahren an Schwung verloren und Staub angesetzt. Sie poltern, pöbeln („Hör auf mit dem Scheiß“), räsonieren, grummeln und gurren, wie ihre literarischen Schöpfer dies gern im Leben tun. Ausgerechnet bei der Hochzeitsfeier der Tochter, vorher ein Streit- und Keifthema, fängt die Beziehung der beiden noch einmal erotisches Feuer. „Sind wir alte Leute?“ Nein, findet Lore und erzählt: „Harry hat dem Chauffeur gewunken, und wir sind sofort ins Hotel gefahren und. Ja. Und. Wie lange ist es her, das letzte Mal? Ganz lange, wenn ich bedenke, wie schön es war.“ Später er: „Ich kann's noch, was?“ Sie: „Du blöder alter Angeber. Ja, du kannst es noch.“ Er: „Ich bin glücklich, Lore.“ - „Ich auch.“
Die von Heidenreich und Schroeder verfassten selbstironischen Monologe und temporeichen wie auch sehr sprachgewandten Dialoge schienen Usch Hollmann und Heiner Eckels wie auf den Leib geschrieben zu sein. In der achtzig Minuten andauernden Lesung gelang es den Beiden ganz wunderbar, die komplexen Gedanken und kontrovers diskutierten Aspekte von Sinn und Unsinn des gemeinsamen Lebens und Älterwerdens von Lore und Harry transparent zu machen. Klarsichtig und wunderbar akzentuiert gelesen, gaben sie den Blick ungeschminkt frei zu den ureigenen Empfindungen und emotionalen Auseinandersetzungen ihrer Protagonisten und zwar so als wären es ihre eigenen reflektorischen Gedanken und Gespräche, an denen, wie zufällig, die Zuhörer Teilhaber waren. Auch gewährten sie nötige Pausen, um das Gehörte zu verarbeiten und um Pointen zu verstehen.
So vertrackt ist sie wohl, die „Alte Liebe“ eines würdigen Paars, das über Jahrzehnte zusammengeblieben ist. Schroff und zärtlich, kratzbürstig und versöhnlich, ungeduldig und schwelgend in „Weißt du noch“-Sentimentalität, ewig hadernd mit dem Lauf der Welt und den Sprüchen des Partners, aber auch voller Selbstzweifel. „Ich glaube in dieser Geschichte finden wir uns alle wieder“, sagte Mathilde Hövels am Ende der Lesung, bedankte sich im Namen von DLZ herzlich bei Hollmann und Eckels für diesen rundum gelungenen Kulturgenuss und überreichte Blumen und Präsente. Usch Hollmann bedankte sich ebenfalls und lobte abschließend die positive Energie die durch die Bürgerinitiative in Elte entstanden sei.
Quelle: Münsterländische Volkszeitung
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