-krk-
„Wie schön, dass Sie gekommen sind!“ Als Kavalier alter Schule
lässt es sich Albert Overesch nicht nehmen, zur Begrüßung
aufzustehen. Er strahlt eine Herzlichkeit und Lebendigkeit aus, dass
man sich
verwundert fragt, ob man wirklich bei einem 100-Jährigen
ist. Ja richtig gelesen: Dieser Mann, der in ganz Elte eigentlich nur
unter dem Namen „Zick“ bekannt ist, wird heute 100! Am 4. Februar 1916 in Elte geboren, verbrachte Albert Overesch seine Kindheit in dem kleinen, beschaulichen Dorf, wo er mit vier Brüdern auf dem 80 Morgen großem Kötterhof seiner Eltern, an der Elter Feldkante, aufwuchs. Eigentlich wollte er nach der Volksschule studieren doch der 2. Weltkrieg machte ihm einen dicken Strich durch seine Rechnung.
Zuerst
kam er zur Kavallerie und musste in die Ukraine, danach wurde er zur
Panzerdivision versetzt, wo er als Bote des Kommandeurs fungierte.
Dort hatte er einen schweren Zusammenprall mit einem Panzer, der zu
Alberts Glück einen Kettenschutz trug. Denn als er mit seinem
Vehikel ins Schleudern kam schlidderte er genau in diesen hinein.
„Sonst hätte ich bestimmt nicht überlebt“, so der
Kriegsveteran. Rr zog sich dabei allerdings schwerste
Kopfverletzungen zu und verlor dadurch fast sein Augenlicht. Die
englische Gefangenschaft überstand der unerschütterliche Optimist,
der auch in dunkelsten Zeiten immer an ein Licht der Hoffnung glaubt,
unbeschadet und konnte nach Kriegsende endlich in die Heimat
zurückkehren.
1954
heiratete er seine Frau Elisabeth. Zusammen bekamen sie 9 Kinder
darunter Maria und Elisabeth, ein Zwillingspaar. Unermüdlich war er
von früh bis spät unterwegs. Und da Zick schon immer sehr gesellig
war engagierte er sich in vielen, von ihm mitgegründeten, Vereinen.
Doch vor allem der Karneval hatte es ihm angetan. Und so hob er 1972
den Karnevalsverein KES (Karneval Elte Süd) die heutige KGE
(Karnevalsgesellschaft Elte) aus der Taufe. Dort war er aber nicht
nur Gründungsmitglied sondern auch Büttenredner. Mit seinen Späßen,
Dönekes und Anekdoten kam er bei den Elteranern immer gut an.
Eine
Karnevalszeitung in Elte zu etablieren war ebenfalls seine Idee und
so entstand 1979 das 1. Exemplar mit dem Namen „Twäers duer
Iälte“.
„Die
Zeitung hatte damals nur vier Seiten die hab ich alle mit zwei
Fingern auf der Schreibmaschine getippt“ erinnert sich Overesch
schmunzelnd. Er sammelte sämtliche Anekdoten die in dem
beschaulichen Dörfchen so passierten, kümmerte sich aber auch
gleichzeitig um Sponsoren und klapperte dabei ganz Elte und Mesum ab.
Nachdem 32 Sponsoren gefunden wurden, konnte der Ofen im Keller von
Heínz Schrader angeheizt werden und die beiden Männer waren
nächtelang nur damit beschäftigt mit Stempel und Stempelkissen und
einer alten Olympia Schreibmaschine die Zeitung zu erstellen. „Das
war unglaublich viel Arbeit dass kann man sich heute gar nicht mehr
vorstellen“, so der rüstige Rentner.
Bereits
im nächsten Jahr bestand die Zeitung übrigens schon aus 30 Seiten
und brachte einen Erlös von 1000 DM. Als „Zick“ 1979
Karnevalsprinz wurde, übernahmen seine Zwillinge Maria und Elisabeth
die Funktion der Tanzmariechen. Und einmal damit angefangen hatte der
Verein bereits in nächsten Jahr seine eigene Tanzgarde.
Inzwischen
hört und sieht Albert immer schlechter und hat sich deshalb aus dem
Vereinsleben zurück gezogen. Doch für ihn ist das kein Grund
Trübsal zu blasen. Er hält sich mit Frühsport fit, nimmt
regelmäßig an der Aktion „Verreisen ohne Koffer“ und am
Seniorencafe in Elte teil. Wie topfit Albert für sein Alter ist,
beweist die Tatsache, dass er auf Familienfesten und
Geburtstagsfeiern immer noch gerne ein kleines Tänzchen aufs Parkett
legt. Das wird er wohl auch heute bei seiner Geburtstagsfeier tun,
wenn ihm nicht nur die vielen Freunde, Nachbarn und Bekannte sondern
auch seine 9 Kinder und die zahlreichen Enkelkinder gratulieren. „So
viel Rummel nur um meine Person, das bin ich gar nicht gewohnt“,
sagt der rüstige Rentner mit einem verschmitzten Lächeln auf den
Lippen.
An dieser Stelle auch von mir Herzlichen Glückwunsch, Albert!
Quelle: Münsterländische Volkszeitung
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