-krk-GELLENDORF.
Wer die Augen schließt und ein wenig Phantasie mitbringt, hört die
Rahen knarren, spürt den Wind auf der Haut und schmeckt die salzige
Gischt, die über die Reling sprüht. Er steht, zumindest gedanklich,
auf den
Teak-Planken eines der vielen historischen Schiffe, die am
vergangenen Wochenende, bei der Ausstellung des Rheiner
Schiffsmodellbau Clubs e.V. im Pfarrheim in Gellendorf zu sehen
waren.
Zwei
Tage lang haben die Besucher die zahlreichen Exponate begutachtet.
„Der Wert der Schiffe und Boote lässt sich nicht beziffern“,
sagt Modellbauer Ralf Dieter Krause, dessen historische Koggen und
prächtigen Segleer einen großen Teil der Ausstellung einnehmen.
Doch vor allem das deutsche Schlachtschiff „Bismarck“, sein
aktuelles Projekt, sticht schon allein durch seine Größe ins Auge.
„Das ist mein Meisterstück“, verrät der ehemalige Berufssoldat
stolz. Schon lange bastelt der Gellendorfer an dem Kriegsschiff. Wie
lange genau kann er nicht sagen. Seine Detailtreue führt dabei so
weit, dass selbst die winzige Reling in Handarbeit gefertigt wurde.
„Kreativität und viel Phantasie sind bei der Materialwahl
gefragt“, verrät der 71-Jährige.
Sein
Modellbaukollege Joachim Frerichs präsentiert direkt gegenüber der
„Bismarck“ alles, was zur Gestaltung einer Marinehafenszene nötig
ist. Dann gibt es da auch noch eine komplette Hafenanlage, an deren
Kais und Lagerschuppen Frachtschiffe, Hafenschlepper und Lotsenboote
liegen. Es sind filigrane Arbeiten und es ist kaum zu glauben, dass
sie in Handarbeit entstanden sind, denn das Besondere daran - alles
ja wirklich alles ist aus Papier. Mit gerademal 25 Milimetern gibt es
hier auch das kleinste Schiff der Ausstellung – das Polizeiboot
„Helgoland“ zu sehen. Natürlich ebenfalls aus Papier.
Die
Faszination, wenn bei den selbst konstruierten Wasserfahrzeugen der
Dampf aus den Schornsteinen emporsteigt oder beim Rettungskreuzer die
Warnlampen angehen: Da kann man den Stolz der Männer spüren, für
den sie hart gearbeitet haben. Denn oft sind mehrere Monate oder gar
Jahre vergangenen, bis so ein Schiff fertig ist. „Ohne Geduld,
Entschlossenheit und Stehvermögen geht im Schiffsmodellbau nichts“,
erklärt der Vorsitzende des Vereins, Hermann Roskam, seine
Grundvoraussetzungen für sein Hobby.
„Die
Ausstellung hier finde ich toll, weil sie einen sehr schönen
Überblick über die verschiedenen Schiffstypen gibt“, sagte einer
der zahlreichen Besucher. Das die Ausstellung so gut ankam freute die
aktuell 23 Mitglieder des Clubs. Für Ralf Dieter Krause sind
Wochenenden wie dieses unverzichtbar: „Es ist schwierig, die Jugend
heranzuholen. Deshalb sind Schauveranstaltungen so wichtig“, meint
er. Und hofft, dass die oft auf Computer und Smartphones fixierte
Jugend auch dem Modellbau etwas abgewinnen kann. Schließlich biete
das Hobby mit dem aufwendigen Bau der Schiffe wirklich interessante
Facetten.
Quelle: Münsterländische Volkszeitung
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