antreten. 70 Lenze hat der „Seebär“ nun auf dem Buckel – und immer noch die Ems klar im Blick. Er liebt sein Hobby, den Kontakt mit den Menschen und den Plausch auf der kurzen Überfahrt zwischen den beiden Ufern. Wenn er im Herbst an seinen Nachfolger übergibt, ist das nun der endgültige Rückzug aufs wohlverdiente Rentnerbänkchen.
„Ich wusste es ja schon länger, aber wenn es dann wirklich soweit ist, kommt Wehmut auf. Es geht eine Ära zu Ende“, erklärt Bernd Pohl, der in Elte und Umgebung unter dem Spitznamen „Beppo“ bekannt ist. Der Rentner hätte seine Arbeit als Fährmann gerne noch weiter gemacht, doch seine Gesundheit geht vor. „Das Treppensteigen zum Anleger fällt mir inzwischen immer schwerer und wenn es weh tut macht es keinen Spaß mehr, sagt er traurig.
Genau 20 Jahre hat er das Ruder auf der letzten Fähre im Münsterland in Händen gehabt. Und gut zu tun hatte er eigentlich immer. Schließlich gehörte nicht nur das Übersetzen von Rädern und Personen zu seinem Aufgabengebiet.
So musste im Frühjahr der Anleger von Hochwasserrückständen befreit, das Drahtseil, an dem die Emsfähre entlang fährt, an beiden Ufern befestigt und die Fähre zu Wasser gelassen werden. An den Sommertagen herrschte oft großer Andrang, wenn Hunderte Radler und Spaziergänger unterwegs waren und übergesetzt werden wollten. Vor allem beim Badewannenrennen oder auch beim Mittelaltermarkt, die hier einmal jährlich stattfinden, kam Beppo mit seinen Fahrten kaum hinterher. Und im Winter wurde die Fähre aus dem Wasser gezogen, repariert, instandgesetzt und bei Bedarf neu gestrichen. Doch damit nicht genug: „Als Fährmann achtet man natürlich auch immer auf das Wetter. Wenn es viel regnet, kommt es zu Hochwasser und dann muss man schnell reagieren und das Drahtseil höher stellen, damit sich keine Kanuten oder andere Bootsfahrer verletzen“, erklärt Pohl.
Stolz ist Beppo vor allem auf die Tatsache das in den ganzen 20 Jahren, weder ein Passagier noch ein Rad, über Bord ging. „Darauf habe ich immer besonders aufgepasst“, sagt der Elteraner stolz. Manchmal habe er bei „Alkoholdurchträngte“ auch wohl mal ein Machtwort sprechen müssen aber schließlich sei seine Fähre ja auch keine Schiffschaukel.
Ob sich der 70-Jährige jetzt ein neues Hobby suchen wird ist noch nicht klar, aber am Ufer stehen und die Enten füttern, wird er in seinem Ruhestand ganz sicher nicht. „Das ist nicht mein Ding“, sagt Pohl. Der Fähre wird er wohl auch weiterhin verbunden bleiben: „Wenn man meine Hilfe braucht, bin ich gerne dazu bereit, schließlich habe ich ja so einiges an Erfahrung aufzuweisen und stehe gerne mit Rat und Tat zur Seite.“
Das es der Familie Overesch, den Eigentümer der Bockholter Emsfähre, gelungen sei einen Nachfolger zu finden, freue ihn ganz besonders. „Für mich ist es wichtig und auch ein persönliches Anliegen, das eine Tradition wie der Betrieb der Bockholter Emsfähre erhalten bleibt“, betont Beppo.
Am kommenden Samstag startet wieder die neue Fährsasion, dann hat die Bockholter Emsfähre immer Samstags, Sonntags und Feiertags in der Zeit von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Quelle: Münsterländische Volkszeitung
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen