Mittwoch, 30. August 2017

Bepo geht von Bord


-krk- Mit viel Wehmut haben sich gestern über 250 Freunde und Stamm-Fahrgäste, darunter Rheines Bürgermeister Dr. Peter Lüttmann und sogar ein Shanty-Chor, vom Elter Fährmann Bernd Poll verabschiedet, der zu seiner letzten
Fahrt auf der „Bockholter Emsfähre“ geladen hatte: Poll geht in den Ruhestand und übergibt das Fährgeschäft an Gerd Neustedter, der gemeinsam mit dem erfahrenen Fährmann bereits einige Probefahrten absolvieren konnte.
Wenn es weh tut, dann macht es einfach keinen Spaß mehr“, erklärt Bernd Poll, der in und um Elte nur unter dem Spitznamen „Bepo“ bekannt ist. 70 Lenze hat der Seebär nun auf dem Buckel – und immer noch „seine“ Ems klar im Blick. Er liebt sein Hobby, den Kontakt mit den Menschen und den Plausch auf der kurzen Überfahrt zwischen den beiden Ufern. Jetzt jedoch ist sein endgültiger Rückzug aufs wohlverdiente Rentnerbänkchen gekommen. 
 Wenn ich darüber nachdenke wie viele Fahrten ich mit der Fähre gemacht habe, dann komm ich, beim zählen, auf eine Strecke die bis nach Hamburg und wieder zurück geht!“, erzählt Bepo stolz. Dazu muss man wissen das die Fähre nicht motorisiert ist. Heißt im Klartext allein durch kraftraubende Handarbeit, ist die schwere Stahlfähre, an einem über die Ems gespannten Stahlseil mithilfe einer Stange, zu bewegen. An stark frequentierten Tagen, wie zum Beispiel dem Badewannenrennen oder beim Mittelaltermarkt, habe er, in den letzten Jahren, immer öfter Probleme mit der rechten Schulter bekommen, „das bleibt einfach nicht aus“.
Trotz angeschlagener Gesundheit machte Bepo aber immer weiter. Sogar dann noch als er im vergangenem Jahr einen Schlaganfall erlitt. Kaum aus dem Krankenhaus entlassen. stand er bereits am übernächsten Tag wieder auf seiner heiß geliebten Fähre. In diesem Jahr stürzte er er dann auch noch so unglücklich, dass er monatelang nur unter sehr starken Schmerzen den Betrieb aufrecht erhalten konnte. „Da kann ich so viel reden wie ich will, bei diesem Thema bleibt mein Mann einfach stur“, erklärt Waltraud Poll, die bessere Hälfte von Bepo. Für ihn wäre es nie in Frage gekommen den Fährbetrieb ausfallen zu lassen.
In den kompletten 20 Jahren, in denen Bepo nun schon auf der Fähre arbeitet, hat sie ihren Mann immer unterstützt und ihm den Rücken frei gehalten. Jeden Sonntag saß sie zusammen mit ihm, in der von Bepo selbstgebauten, Fährmannsloge und genoss den wunderschönen Ausblick in die idyllische Natur. Nur wenn ein Formel 1 Rennen im TV gezeigt wurde, blieb sie bis zur Zieldurchfahrt zuhause. Doch kaum stand der Sieger fest, schnappte sich Waltraud ihre Jacke und machte sich umgehend auf den Weg zu ihrem Mann.
Dieser weiß den Einsatz von Wally und die Unterstützung seiner Familie durchaus zu schätzen. Schon oft überraschte er seine Frau mit einem romantischen Candle-Light-Dinner in der Fährmannsloge. „Dann gab es zur Abenddämmerung Sekt und leckeres Essen im Kerzenlicht“, schwärmt Wally begeistert. Es sei aber auch schon vorgekommen dass das Paar von den Gästen des Restaurants der Bockholter Emsfähre angesprochen und gebeten wurde, nun doch endlich den schönen Aussitz zu räumen, damit auch Andere die Möglichkeit hätten hier die Aussicht zu genießen und sich bewirten zu lassen. „Denen mussten wir erklären das unsere kuschelige Loge nicht zum Restaurant gehört und nur dem Fährmann vorbehalten ist“, erklärt Wally schmunzelnd.
Wehmut kam bei„Käpt’n“ Bepos letzter Fahrt dann natürlich doch auf, aber da es seine Frau, seine Kinder und Enkelkinder waren die da ein letztes Mal - „Fährmann hol über“ riefen, konnte er die Fuhre mit einem lachenden und einem weinendem Auge überstehen. 
 
Ob sich der Pensionär jetzt ein neues Hobby suchen wird ist noch nicht klar, aber am Ufer stehen und die Enten füttern, wird er in seinem Ruhestand ganz sicher nicht. „Das ist nicht mein Ding“, sagt Pohl. Wally freut sich jetzt erst einmal darauf das Bepo nun mehr Zeit für sie hat. „Vielleicht fahren wir in den Urlaub“ überlegt sie laut. Aber egal was jetzt komme, wenn ihr Mann ihre Unterstützung brauche, dann wäre sie natürlich auch weiterhin für ihn da. „So funktioniert eine gute Ehe eben“, freut sich Bepo und wischt sich verstohlen eine kleine Träne aus dem Auge. „Das ist nur der Wind“, sagt er etwas verschämt. Doch schon kann er sich wieder freuen, denn seine Freunde und seine Familie stehen mit einem Planwagen parat und holen ihn zu einer gemeinsamen Spritztour ab um ihm damit den Abschied etwas zu erleichtern.

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