-krk- Bis auf den letzten Platz besetzt war die Gaststätte „Zum
Splenterkotten“ als am Freitagabend, die von der Bürgerinitiative
Dorf.Land.Zukunft. (DLZ) initiierte Lesung mit Grünkohlessen und
anschließender Diskussionsrunde, von dem aus
Elte stammenden Autor
und SPIEGEL-Redakteur Markus Deggerich, stattfand.
Markus
Deggerich, Jahrgang 1969, baute als erster Online-Korrespondent
Deutschlands das Berliner Büro von SPIEGEL ONLINE auf, wechselte
2004 als Reporter zum Print-SPIEGEL und arbeitete danach vom
Hauptstadtbüro aus für das Deutschland- und Politik-Ressort. Seit
2018 schreibt er im Ressort Sonderthemen als Berlin-Korrespondent.
Jetzt ist er auch unter die Autoren gegangen und greift mit seinem
Buch „Die Eltern im Alter begleiten -: Planen, helfen, pflegen –
und sich selbst vor Überforderung schützen“ ein
gesellschaftsrelevantes Thema auf.
Das
eine der ersten Lesungen in seinem Heimatort Elte stattfand ist für
Deggerich „Ehrensache“. „Ich komme immer wieder gerne nach
Elte: hier habe ich meine Kindheit verbracht, Schützenfeste und
Hochzeit gefeiert, aber das Schönste daran - ich gehöre noch heute
zur Dorfgemeinschaft dazu.“ Auch seine Eltern, die er lange
gepflegt hat, sind hier begraben. Mit ihnen verbindet der Redakteur
Liebe, schöne Kindheitserinnerungen, Dankbarkeit aber auch Emotionen
wie Wut, Trauer und Machtlosigkeit, denn die Pflege seiner Eltern war
oftmals ein Kampf und ein, für ihn und seine fünf Geschwister, kaum
zu stemmender Kraftakt.
„Wenn
die Eltern alt werden, unterstützt man sie gern. Doch das kann einem
über den Kopf wachsen“, sagte er zu Beginn der Lesung. In seiner
ersten Geschichte „Wie ich fast meine Mutter umgebracht hätte“
spiegelte sich die ganze Bandbreite seiner damaligen Verzweifelung
und Überforderung, bei der der Autor aber auch die ergriffenen
Zuhörer die Tränen nicht zurückhalten konnten. Hilfe bekam er
damals durch die Pflegekraft „Danuta“ aus Polen, die sich zwei
Jahre lang um seine Eltern kümmerte und über die er in seiner
zweiten Geschichte „Der Engel Danuta“ berichtete. Bei der dritten
Geschichte „Die Stille nach dem Schluss“ ging es um seinen
schweigsamen Vater der als Kind aus Schlesien fliehen musste und
dabei ein Trauma erlitt, dass ihn bis zu seinem Tode verfolgte und
ihn jede Nacht schreiend aus dem Schlaf aufschrecken ließ.
Zwischendurch versagte die Stimme Deggerichs immer wieder, der sich
verstohlen die Tränen abwischte und dem es nur unter großer Mühe
gelang, die Geschichte bis zum Ende zu erzählen. Auch das Publikum
ließ den Tränen feien Lauf.
Bei
der anschließenden Diskussion standen Markus Deggerich die
Pflegexpertin und jahrelange Chefredakteurin der
Zeitschrift „Angehörige Pflegen“, Brigitte Teigeler und die aus
Elte stammende Pflegefachkraft und-beraterin Susanne Wältring vom
Pflegedienst Cathamed zur Seite.
Verschiedene Fragen zum Thema, wie zum Beispiel: „ Kommunikation in
Familien – wie kriegt man das hin?“; „Wie
schützt man sich vor Überforderung?“; „Bin ich zur Pflege
verpflichtet? Darf ich Nein sagen?“ und „Welche
Wohn/Pflegemodelle gibt es eigentlich?“wurden angesprochen und
beantwortet. Auf die Frage „wie man denn das richtige Seniorenheim
finden könne?“ antwortete Brigitte Teigeler: „ Schauen Sie sich
das Heim in Ruhe an, reden Sie mit den Bewohnern und vor allem
riechen Sie ganz genau hin. Riecht es unangenehm dann lassen Sie die
Finger davon und suchen weiter!“
Nach
dem Grünkohlessen und einer weiteren Geschichte von Deggerich, klang
der Abend mit netten Gesprächen (die sich auch weiterhin
größtenteils um die Pflege der Eltern drehten) und einer
Autogrammstunde aus.
Das
Buch in dem nicht nur emotionale Geschichten und Reportagen sondern
auch praktische, lebensnahe Informationen und Checklisten zu finden
sind, ist bei Amazon erhältlich.
Quelle: Münsterländische Volkszeitung
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