-krk- Der Boden im 26,6 Hektar großen Naturschutzgebiet „Elter Dünen“
ist mit Laub und Sand bedeckt, doch die Spuren sind noch immer
deutlich zu erkennen: Selbst errichtete Hindernisse aus Holzpalisaden
und tief
ausgehobene Löcher sowie Spurrillen in der Erde zeugen davon, dass hier jemand mit dem Mountainbike (MTB) unterwegs war – und das nicht zum ersten mal.
ausgehobene Löcher sowie Spurrillen in der Erde zeugen davon, dass hier jemand mit dem Mountainbike (MTB) unterwegs war – und das nicht zum ersten mal.
Die
Elter Dünen sind eine Pilgerstätte – für Naturliebhaber wie
MTB-Touristen. Doch die Interessen könnten unterschiedlicher nicht
sein. Während Naturschützer mit Freude registriert haben, dass hier
seltene Tier- und Pflanzenarten heimisch sind und auf den offiziellen
Wegen bleiben, schätzen MTB- Fahrer besonders die steilen Abhänge
der Elter Dünen als Cross-Strecke. Gerade jetzt, wo man wegen Corona
wohnortnah sporteln soll, macht es anscheinend besonders viel Spaß,
mit dem Rad über die meist abgelegenen Waldpfade zu heizen, denn mit
den steilen Abfahrten bieten die Elter Dünen alles, was das
Radlerherz begehrt und höher schlagen lässt.
„Hier
wurde eine halbprofessionelle MTB-Strecke aufgebaut“, erklärt ein
entsetzter Spaziergänger. Und das sei illegal: Fahrräder hätten im
Naturschutzgebiet überhaupt nichts zu suchen.
Zwei
Wochen ist es her, dass der Elteraner bei einem Spaziergang mit
seiner Mutter die Mountainbike- Strecke entdeckte. Auf vielen Metern
quer durch den Wald erstreckt sich die Route mit vereinzelten
Sprungschanzen, Holzpaletten, Rampen und gefährlich, tiefen
Löchern. „Mit so etwas hatten wir überhaupt nicht gerechnet, als
wir mal nachschauen wollten, was sich denn wohl hinter der blauen
Plane verbirgt, die man von der Straße aus sehen konnte“, stellte
der Naturfreund (der nicht namentlich genannt werden möchte) fest.
Auch seine Mutter sei einfach nur entsetzt gewesen, beim Anblick der
sich ihnen dort bot.
Die
blaue Plane stellte sich als Unterstand für die Radfahrer heraus und
dieser steht direkt neben der stark abschüssigen Piste. Die
Spuren der Mountainbikes sind unübersehbar. Abseits
der Wege ist der Wald regelrecht misshandelt worden. Mehrere
Tage lang müssen die Radler hier verbotenerweise
mit Schaufeln und Hacken den Boden gelockert und die selbst
gebauten Rampen mit Holzpalisaden befestigt haben. Zahlreiche
Sprungschanzen wurden angelegt und das Gelände nach ihren
Vorstellungen „umgebaut“. Dazu gehört auch das Anlegen tiefer
Löcher über die ein einzelner Baumstamm geworfen wurde, über den
sich die MTB- Fahrer wohl herüber hangeln müssen. Weggeworfene
Flaschen, leere Chipstüten und diverse Papiertaschentücher geben
Zeugnis darüber dass die Mountainbikepiste gut besucht ist und die
MTB´ler herzlich wenig auf die Natur achten.
Auch
ein Anwohner des Roßwegs entdeckte die illegale Strecke. Seine Sorge
gilt vor allem den Tieren - und die würden durch die Biker
verschreckt. Das metallische Quietschen der Bremsen, die
Bodenerschütterungen, Schreie und Rufe aber vor allem die hohe
Geschwindigkeit, mit der die Biker sich durch den Wald bewegen, seien
problematisch: „Für die Tiere ist das purer Stress! Vor allem
jetzt zur Brut- und Setzzeit“, weiß der Elteraner. „Alles dass
was wir schützen wollen wird uns durch solche Aktionen so schwer
gemacht“, sagt der engagierte Naturschützer, während er den
illegal angelegten Trail hinuntergeht. „Es geht um Waldgebiete,
deren Flora und Fauna so empfindlich ist, dass diese nicht nur durch
„Waldbesucher“, sondern (oder erst recht) auch durch MTB´ler
gestört wird. Ich bekomme es einfach nicht in meinen Kopf, wie man
sich so verhalten kann. Als Outdoor-Sportler schätzt man doch die
Natur und all das, was sie einem persönlich gibt. Wieso kann man
dann solche Gebiete nicht einfach respektieren?!“
Die
Sorge um die Natur ist nicht das Einzige, was den Elteraner
umtreibt: „Durch diese tief gegrabenen Löcher können sich nicht
nur Tiere sondern auch Menschen verletzen, wer haftet denn dann
dafür?“
Die illegale Piste wurde
inzwischen beim Ordnungsamt Rheine angezeigt. Dieses hat die Sache
bereits an das Umwelt- und Planungsamt des Kreis Steinfurt
weitergeleitet. Die Pressestelle der Behörde teilte mit:
Rechtlich gesehen handele es sich um das Naturschutzgebiet Elter
Dünen. Schon das Betreten der Dünen außerhalb der ausgewiesenen
Wege sei verboten. Derzeit werde davon ausgegangen, dass es sich
nicht um eine Straftat, sondern um eine Ordnungswidrigkeit handele.
Dies und das weitere rechtliche Verfahren werde gemeinsam mit der
Polizei durch das Umwelt- und Planungsamt festgelegt.
Zur
weiteren Vorgehensweise teilte das Amt außerdem mit: Die
Beseitigung des „Parcours“ werde bei einem externen
Forstunternehmen beauftragt. Außerdem wird das Umwelt- und
Planungsamt Kontakt zur Stadt Rheine aufnehmen, um gegebenenfalls den
oder die Erbauer des „Parcours“ herauszufinden.
Die
Polizei würde eingeschaltet. Der für Elte zuständige
Naturschutzwächter sowie ein Mitglied des Naturschutzbeirates seien
informiert und gebeten worden vor Ort zu beobachten, ob weiterhin
entsprechende Aktivitäten stattfinden. Es erfolge wahrscheinlich
eine Anzeige gegen Unbekannt.
Die
Rampen, Schanzen und Ähnliches werden also abgebaut, damit das
Gelände seine ursprüngliche Gestalt zurückerhält. Es sei denn,
die Mountainbiker packt das schlechte Gewissen und sie melden sich
freiwillig zum Arbeitseinsatz.
Quelle: Münsterländische Volkszeitung
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