-krk- Noch läuft der Ticker auf der Homepage der Ludgerusschützengilde
Elte und zeigt das Datum des eigentlich im Juli stattfindenden
Schützenfestes an. Tatsächlich wird es bis zur nächsten
Traditionsveranstaltung aber noch
mehr als ein Jahr dauern. Corona,
wie könnte es anders sein, ist Schuld daran.
„Die
Absage ist uns nicht leicht gefallen“, sagt der 1. Vorsitzende
Ulrich Limbrock. „Schützenfest in Elte, das ist wie Karneval in
Köln oder Oktoberfest in München. „Da herrscht im gesamten Dorf
Hochbetrieb“, weiß Limbrock. Lange hätten er und der gesamte
Vorstand der Schützengilde gezögert, doch nun haben sich die
Verantwortlichen zu einer Absage durchgerungen. Dass der Ticker
trotzdem bis heute weiterläuft? Vielleicht ein Versehen. Vielleicht
aber auch der versteckte Wunsch, dass es einfach so wäre wie sonst.
Das
dritte Wochenende im Juli ist für alle Elteraner ein gesetztes
Datum. „Dann ist das ganze Dorf auf den Beinen und es herrscht
totaler Ausnahmezustand. Weggezogene kommen wieder zurück in die
Heimat und feiern gemeinsam mit Dagebliebenen und neu Zugezogenen,
mindestens drei Tage lang, ausgelassen „ihr Fest“. Sämtliche
Ferienwohnungen sind zu der Zeit ausgebucht, so dass der ein- oder
andere auch mal bei den ehemaligen Nachbarn oder dem besten Freund
unterkriechen und auf dem Sofa schlafen muss.
Beim Antreten auf dem
Dorfplatz sind dann auch nicht nur die Schützen anwesend, Frauen,
Kinder, Opa´s und Oma´s und sämtliche Verwandschaft wandert mit
zur Vogelstange auf den Hellhügel.
Kaum ist der neue Schützenkönig
ermittelt, geht es unter den Klängen des vereinseigenen
Spielmannszug zurück zum Festzelt, wo bis zum nächsten Morgen
ausgelassen gefeiert wird.
Bei
der Proklamation am Sonntag ist ebenfalls das ganze Dorf auf den
Beinen. Jeder möchte beim „Ausholen des Königs“ einen Blick auf
den neuen Schützenkönig werfen. Gilt es doch später wichtige
Fragen wie zum Beispiel: „Wer ist als Ehrendame und Ehrenherr mit
auf dem Schützenthron?“, „Wer ist Kinderschützenkönig“ und
„Was hat die Schützenkönigin an?“ zu beantworten.
Der
Dresscode ist in Elte vor allem am Sonntagabend
wichtig. Da heißt es dann nämlich „Antreten zur Polonaise“.
Nicht
nur die Frage „Wer geht in diesem Jahr mit wem?“ macht das
Zuschauen interessant. Auch die langen, kurzen, wallenden und
enganliegenden Kleider der Schützendamen sorgen für so manchen
Hingucker.
Für
viele Männer ist jedoch das „Hexen“ am Schützenfestmontag das
Highlight des Schützenfestes. Ungezwungen ohne Hut und Krawatte geht
es dort zu und Frauen ist die Teilnahme gänzlich untersagt.
„Elte
und
Schützenfest, das gehört untrennbar zusammen“, sagt auch der 2.
Vorsitzende Frank Holthaus, „Urkundlich
nachgewiesen existierte schon im Jahre 1478 eine Bürgergilde in
Elte. Ursprünglich hatte diese Bürgergilde die Aufgabe, als
Interessengemeinschaft, später durch Schützen verstärkt, die
einzelnen, zum Teil abgelegenen Häuser vor Überfällen und
Brandschatzung zu schützen. Als diese Art Bürgerwehr nicht mehr
notwendig war, blieb die Gemeinschaft bestehen und so wird das
Schützenwesen in Elte, bis zum heutigen Tag, fortgeführt.“ Über
600 Mitglieder habe Rheines ältester Schützenverein. „Da ist so
ziemlich aus
jedem Haus im Ort mindestens einer dabei“, sagt Holthaus
schmunzelnd.
„Hier
feiern jung und alt“, sagt Holthaus, „wir Elteraner sind eine
eingeschworene Gemeinschaft, jeder kennt jeden, jeder hilft jedem.“
Etwa wenn der neue König und der Kaiser ausgeschossen sind. Dann
setzen sich ganze Nachbarschaften in Bewegung und schmücken nicht
nur das Haus des Königs beziehungsweise des Kaisers sondern auch die
Straße, mit selbstgemachten Rosen.
„Wir
haben wirklich lange damit gewartet, das Fest abzusagen, vor allem
weil den Älteren jetzt etwas fehlt. „Aber irgendwann war klar,
dass ein Schützenfest, wie wir es kennen, in diesem Jahr nicht
möglich sein wird“, sagt Ulrich Limbrock traurig, „Abstandhalten
an der Theke und an den Tischen? Das hätte nichts mehr vom
Miteinander gehabt, wie man es sich eigentlich wünscht.“
Auch
das Dankeschönfest (11. Juni) und der Besuch des Schützenfestes in
Borne (13. Juni) fallen wegen Corona aus. In Elte hoffen sie nun,
dass in diesem Jahr spätestens ab Ende September so viel Normalität
zurückgekehrt ist, dass das Kartoffelfestival (bei dem die Schützen
kräftig mit anpacken) stattfinden kann. Oder wenn auch das nicht
geht, dass dann wenigstens die Schießgruppe ihr Training wieder
aufnehmen kann. „Wir werden versuchen unsere Vereinsmitglieder, per
E-Mail oder Brief, immer über den neusten Stand zu unterrichten“,
erklärt Uli Limbrock.
2021
würden die Elteraner dann einen Neustart feiern. Osterfeuer, Radtour
mit Grillfest – es gibt mehrere Termine jedes Jahr, die das
Dorfleben strukturieren und Gemeinschaft stiften. „Es ist vor allem
für die Älteren sehr schade, dass unser Schützenfest dieses Jahr
ausfallen muss“, sagt der Chef der Elter Schützen, „aber das
wird an der Dorfgemeinschaft nichts ändern. Hier in Elte wird
niemand vergessen.“ Auch ohne Schützenfest nicht.
Quelle: Münsterländische Volkszeitung
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